Logo Dr. Kristin Endres MSc Zahnarzt Darmstadt

Gel statt Bohrer

Gel statt Bohrer, oder anders gefragt: Ist das Problem Karies "lösbar“?

Diese Frage bewegt viele Patienten und somit auch uns Zahnärzte. Denn nach einer neuen Untersuchung der Universität Mainz haben -trotz allen medizinischen und technischen Fortschritts- immer noch viele Menschen Angst vor der Behandlung auf dem Zahnarztstuhl. Die Spitzenplätze dieser vermeintlichen "Bedrohungsskala“ belegen:

"Vibration des Bohrers spüren“ 33 Prozent
"Bohrer hören“ 31 Prozent
"Betäubungsspritze sehen“ 28 Prozent
"Bohrer sehen“ 24 Prozent

Durch spektakulär aufgemachte Meldungen in allen Medien wurden daher große Hoffnungen auf eine neue Behandlungsmethode geweckt, bei der auf das herkömmliche "Bohren“ verzichtet werden kann: Das sogenannte "Carisolv(TM)“-Gelsystem.

Wie funktioniert das Verfahren?
Unter dem Namen "Carisolv(TM)“ wurde im Jahr 1998 ein neues Produkt zur Kariesentfernung auf den Markt gebracht. Es handelt sich um ein Gel, das vorher in klinischen Tests an drei schwedischen Hochschulen untersucht wurde. Eine internationale klinische Studie zur "Carisolv(TM)“-Behandlung speziell bei Kindern wird nach Auskunft des Herstellers gerade durchgeführt.

Chemisch gesehen besteht die Substanz aus drei Aminosäuren (also Eiweißbestandteilen) undNatriumhypochlorit. Das zunächst farblose Gel wird in die von Karies befallene Stelle, das "Loch im Zahn“ eingebracht. Nach ca. 30 Sekunden kann das durch eine chemische Reaktion farbig sichtbar gemachte kariöse Zahnbein mit Spezial-Handinstrumenten -also ohne zu Bohren- entfernt werden. Der Vorgang wird so oft wiederholt, bis keine Eintrübung des Gels nach erneutem Auftragen mehr erfolgt. Die Säuberung des Zahnes ist bei genauer Beachtung der Arbeitshinweise fast vollständig schmerzfrei durchzuführen: Bereits abgestorbenes oder mit Karieskeimen infiziertes Zahnbein wird durch rührende (rotierende) oder reibende Bewegungen Schicht für Schicht mit den speziell dafür entwickelten Instrumenten entfernt. Anschließend erfolgt die Weiterversorgung des Zahnes (z.B. mit einer Füllung) wie gehabt.

Zu beachten ist jedoch folgendes:

  • In den meisten Fällen ist der Zugang zur Karies erschwert, und es müssen sowohl Zahnschmelz als auch das darunterliegende Zahnbein zunächst -wie bisher- mit einem Bohrer entfernt werden (ggf. mit Betäubung).
  • Das Verfahren kann also als Ergänzung der zahnärztlichen Behandlungsmöglichkeiten (z.B.: "sanfter Behandlungseinstieg“ bei Kindern oder besonders ängstlichen Patienten) angesehen werden.
  • Der Zeitaufwand des neuen Verfahrens ist erheblich größer als bei den bisher üblichen Methoden der Kariesentfernung.
  • Die „Karies-Gelbehandlung“ wird von keiner Krankenkasse bezahlt, sondern ist eine reine Privatbehandlung.

Dr.Dirk Erdmann für den Ausschuß Öffentlichkeitsarbeit der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Nordrhein, 01.01.1999