Amalgamfüllungen - unser leidigstes Thema - Von der Kasse zu 100% bezahltes silber aussehendes Füllmaterial
Als in der Praxis Mitte der neunziger Jahre mit Cerec die chairside Keramikfüllung eingeführt wurde, in nur einer Sitzung und direkt am Patienten, der mit der fertigen Füllung nach der Behandlung direkt nach Hause gehen konnte, da dachten wir, dem Amalgam endgültig den Rücken kehren zu können. Als Material war es im Laufe der Jahre unpopulär geworden und weisse Füllungen kamen immer mehr in Mode. Auch wurde dem Amalgam nachgesagt, Auslöser für viele Krankheitsbilder und Allergien zu sein. Besonders Heilpraktiker versicherten ihren Patienten immer wieder, das sie viele Krankheiten und Probleme nur durch das Entfernung aller Amalgamfüllungen im Rahmen einer sogenannten Amalgamsanierung und einer sogenannten therapeuthischen Ausleitung danach in den Griff bekommen könnten.
Nach mehr als drei Jahrzehnten haben wir in unserer Praxis nicht einen Patienten selber gesehen, bei dem bestehende allgemeinmedizinische Probleme nach Entfernung der Amalgamfüllungen verschwunden sind!!!
Wir sind sicher kein Fan von Amalganfüllungen und würden es vorziehen, alle unsere Patienten mit keramischen Füllungen und Kronen zu versorgen. Aber leider sind solche Versorgungen recht teuer und werden von den meisten Krankenkassen garnicht oder nur mit einem sehr geringen Zuschuss unterstützt. Kunststoff Füllungen in Backenzähnen sind nach unseren Erfahrungen bis heute keine Langzeitlösung, weil sie mit erheblichen Nachteilen verbunden sind(siehe Artikel: Warum sind grosse Kunststoff Füllungen in Backenzähnen oft der Supergau?)
Viele junge Menschen sind noch in der Ausbildung und verfügen nicht über die notwendigen finanziellen Mittel, um sich teure Versorgungen in ihren Zähnen leisten zu können.
Da das Amalgam sich im Laufe der Jahrzehnte komplett verändert hat und Generationen von Patienten vor uns gute Dienste geleistet hat und vor allem die Zähne über Jahrzehnte funktionsfähig erhalten hat, haben wir uns vor einigen Jahren entschlossen, da das Amalgam komplett von der Kasse bezahlt wird und das vielen Patienten ohne die nötigen finanziellen Mittel die Möglichkeit gibt, ihre Zähne erst einmal in trockene Tücher zu bringen und dann eventuell zu einem späteren Zeitpunkt mit hochwertigen Versorgungen endbehandeln zu lassen, Amalgam wieder in unser Behandlungsspektrum aufzunehmen.
Die Entscheidung pro Amalgam war eine reine Vernunftsenscheidung und erfolgte schweren Herzens.
Am meisten tut uns leid, das unser Gesundheitssystem so unflexibel geworden ist. Wir sind vom Können und von der Ausrüstung in der Lage, High End Zahnmedizin anzubieten und werden vom System immer wieder darauf reduziert, gerade mal eine Grundversorgung als Behandlung ausführen zu dürfen, es sei denn der Patient ist in der Lage, erhebliche finanzielle Mittel aus eigener Tasche zur Behandlung dazuzusteuern.
Das ist für beide Seiten, sowohl Behandler als auch Patient, extrem unbefriedigend, aber zur Zeit Stand der Dinge.
Vielleicht können aber Patienten mit Weitsicht, die, wie wir, die Amalgamfüllung nur als kostenfreie Übergangslösung sehen, mit der Entscheidung für die Amalgamfüllung leben!
