Es handelt sich um ein Symptomenkomplex:
Die craniomandibuläre Dysfunktion (Synonyme: Myoarthopathie des stomatognathen Systems; Costen-Syndrom) ist eine Erkrankung, die sich aus einem Symptomenkomplex zusammensetzt, der als deutliches Zivilisationsproblem angesehen werden kann. Es gibt in der traditionellen Medizin keine Überlieferungen, die diesen Symptomkomplex in seiner Zusammensetzung beschreiben oder therapeutisch adäquat beherrschen. Sicher gibt es eine Reihe von überlieferten Verfahren, die jeweils die einzelnen Symptome entsprechend symptomatisch verbessern könne, ohne jedoch ursächlich einzugreifen. Vielleicht erklärt sich daraus die therapeutische Ohnmacht, mit der vielerorts der CMD begegnet wird.
Erstbeschreibung bereits in den 30er Jahren:
Die Beschreibung des Erkrankungsbildes geht auf den HNO-Arzt Costen zurück und stammt aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts.
Kann unterschiedliche Strukturen betreffen:
Von einer craniomandibulären Dysfunktion können unterschiedliche Strukturen im zahnärztlichen Bereich betroffen sein.
- arthrogene Formen: hierzu gehören z.B. die Verlagerung des Discus articularis oder die Arthosis deformans der Kiefergelenke sowie Veränderungen in deren Kapselstrukturen (verschiedene Formen der Kapsulitis, Kompressions- oder Distraktionsgelenke) Als Symptome treten häufig Reiben und/oder Knacken in den Kiefergelenken, Kieferklemme, Kiefergelenk-schmerzen, aber auch Ohrenschmerzen und Tinnitus auf.
- myogene Formen: In dieser Gruppe finden sich schmerzhafte Verspannungen im Bereich der Kau- und Kauhilfsmuskulatur auch mit Mundöffnungseinschränkungen die teilweise getriggerte Schmerzen in anderen Regionen des Körpers oder massiven Spannungskopfschmerz auslösen können. Eine psychogene Komponente in dieser Gruppe ist nicht selten.
- Okklusogene Formen: Es finden sich durch Vorkontakte verursachte Bisslageabweichungen, Zwangsbisslagen oder atypische Parodontopathien. Diese können ihre Ursache in der fehlerhaften Anfertigung von Zahnersatz oder Füllungen, in einer nicht kiefergelenkorientierten kieferorthopädischen Behandlung oder in wachstumsbedingten Dysbalancen haben. Auch durch Unfälle hervorgerufene Abweichungen in der Körperstatik (Beckenschiefstand, HWS-Blockierungen) können sekundär zur Entstehung von Vorkontakten an einzelnen Zähnen oder Zahngruppen führen. Schlifffacetten, multiple kariesfreie Zahnhalsdefekte oder einzelne Gingivarezessionen im sonst parodontal unauffälligem Gebiss werden oft beobachtet.
- Mischformen: Arthrogene, myogene und okklusogene Formen der CMD bedingen sich oft gegenseitig
Ziel einer Therapie ist immer die zentrische Position der Kiefergelenke.
Die Therapie des stomatognathen Teils einer CMD führt nahezu immer über eine Schienentherapie zur Einstellung der neuromuskulären Zentrallage der Mandibula.
Ist diese Position erreicht wird der Kieferorthopäde den orthodontischen Ausgleich der Bisslageabweichung herbeiführen. Imponieren viele erneuerungsbedürftige Kronen oder große Füllungen, wird der Ausgleich zahnärztlich-prothetisch durchgeführt. Eine Kombination beider Vorgehensweisen ist dann notwendig, wenn die Abweichungen sehr groß sind, da in diesem Fall weder der Kieferorthopäde noch der Prothetiker allein in der Lage ist, den dentalen Ausgleich zu gewährleisten. In extremen dysgnathen Fällen ist ein kieferchirurgischer Eingriff in Form einer Dysgnathieoperation notwendig, um vor der orhtodontischen und / oder zahnärztlich-prothetischen Rehabilitation eine Voreinstellung der Kieferbasen durchzuführen.